7. April 2020

Corona-Pandemie: Was werden wir tun, wenn diese Pandemie vorüber ist?

Was werden wir tun, wenn diese Pandemie vorüber ist? Werden wir in unser altes Leben zurückkehren?

Die Pandemie, der Coronavirus SARS-COV-2, hebt unsere Welt aus den Angeln. Wir werden aus unserem täglichen Leben, in dem nicht selten Oberflächliches, Gedankenlosigkeit und Zeitverschwendung herrschen, auf das für uns Wesentliche unausweichlich zurückgestoßen. Es sind die täglich neuen Geschichten, die uns in unserer Bewegungsfreiheit beraubt, jeden Tag daran erinnern, dass die Welt eine andere geworden ist.

Viva il Nonno, die Geschichte von Alberto Belucci, zweimal erzählt.


Viva il Nonno[1]…Wie es war!

Viva il Nonno ist aus dem Italienischen und heißt übersetzt: Es lebe der Großvater. Die Geschichte, die wir Ihnen erzählen möchten, handelt von einem Großvater. Er steht aber auch stellvertretend für jede Großmutter, für jeden Menschen, für alle, die uns Hoffnung auf eine gute Zukunft machen, die uns aber auch an die unerbittliche Wirklichkeit erinnern können.

Es ist März 2020. Die Pandemie, COVID 19, hat Italien mit einer nie erlebten Wucht getroffen. Italien zählt in dieser Zeit weltweit die meisten mit COVID 19 infizierten Menschen. Mit weit über 10.000 Toten ist fast jeder 10te Infizierte an dem Virus gestorben. Es trifft vor allem Männer, ältere Männer über 80 Jahren. Als Alberto Bellucci im März mit 39° C Fieber und entzündeter Lunge ins Krankenhaus Infermi in Rimini eingeliefert wurde, war die Hoffnung, ihn gesund wiederzusehen, erschreckend klein. Alberto Bellucci war schließlich 101 Jahre alt.

Kein Virologe, Epidemiologe, oder Statistiker hätte ihn auf die Seite für die gesundeten Menschen geschrieben. Aber Alberto Bellucci war kein Mensch, für den Resignation eine Alternative hätte sein können. 1919 geboren hatte er als Kind die Spanische Grippe überlebt. Zeiten von Hunger und Krieg konnten ihm nie den Lebensmut nehmen. Zudem hatte er seiner Familie und insbesondere seiner Enkelin versprochen, bald wieder bei ihnen zu sein.

Alberto Bellucci hat das Virus besiegt.

[1] Erzählt nach: https://www.sueddeutsche.de/panorama/coronavirus-coronakrise-italien-alte-menschen-gesundheitssystem-1.4859483

 

Viva il Nonno…Wie es in Tausenden von Fällen auch war!

Es ist März 2020. Die Pandemie, COVID 19, hat Italien mit einer nie erlebten Wucht getroffen. … Es trifft vor allem Männer, ältere Männer über 80 Jahren. Als Alberto Bellucci im März mit 39° C Fieber und entzündeter Lunge ins Krankenhaus eingeliefert wurde, war die Hoffnung, ihn gesund wiederzusehen, erschreckend klein. Alberto Bellucci war schließlich 101 Jahre alt.

Die Klinik war überfüllt, auf den Gängen lagen schwer erkrankten Menschen. Die Pandemie, der Coronavirus SARS-COV-2, hatte das Gesundheitssystem zusammenbrechen lassen. Die Intensivbetten waren belegt, Beatmungsgeräte fehlten. Und selbst, wenn sie vorhanden gewesen wären, es fehlte ausgebildetes medizinisches Personal zur Steuerung dieser medizinischen Geräte. Fehlende Schutzkleidung hatte dazu geführt, dass sich ein großer Teil des Klinikpersonals selber infiziert hatte.

Alberto Bellucci, der als Kind die Spanische Grippe überlebt hatte, starb. Er starb alleine. Seine Enkelin, der er doch versprochen hatte, zurückzukehren, musste ihn ohne Abschied gehen lassen.

Deutschland, Anfang April 2020.

Erschrocken blicken wir nach Italien, wo die grauenvolle Entwicklung langsam abebbt. Aber die Bilder von den Kliniken aus Bergamo haben sich eingebrannt. Wie wird es hierzulande werden, können wir dieses Szenario mit den bisher getroffenen Maßnahmen noch abwenden? Wir sind schließlich ein paar Wochen ‚hinter Italien‘… Auch, wenn die Zahlen der Johns Hopkins Universität vage hoffen lassen. Bei 106.739 nachgewiesenen Infektionen mit dem Corona-Virus haben wir in Deutschland ‚nur‘ 1942 Todesopfer zu beklagen (Stand: 07.04.2020).

Wir wissen nicht, was in den nächsten Wochen passieren wird. Diese Unsicherheit trifft jeden Einzelnen von uns und zwar zeitgleich, fast auf der ganzen Welt. Für einige sind Zukunftsplanungen, wie ein unmittelbar bevorstehender beruflicher Abschluss, in die Ferne gerückt. Für andere steht gar die gerade erst aufgebaute Existenz vor dem Aus. In diesem Zusammenhang hat Jürgen Habermas in einem Interview treffend gesagt: „[…] So viel Wissen über unser Nichtwissen und über den Zwang, unter Unsicherheit handeln und leben zu müssen, gab es noch nie.“ (Kölner Stadt Anzeiger, 03.04.2020). Wir sind gezwungen zu handeln und zu leben.

Das, was wir derzeit tun können, ist die Umkehrung der zuletzt erlebten und gelebten Globalisierung. Wir üben uns solidarisch in ‚social-distancing‘ und in der Reduzierung auf das Wichtigste. Von 100 auf Null, oder vielleicht auf max. 10. Von der Globalisierung zur Glokalisierung. Die derzeit erlebte Solidarität im lokalen Umfeld macht Mut und lässt etwas optimistischer nach vorne blicken. So wird beispielsweise auf lokaler Ebene gepostet und geteilt, was dem Gewerbe und Handel vor Ort Unterstützung bieten könnte, wie ein Online-Service.

Bleibt nur zu hoffen, dass nach der Corona-Pandemie der Gedanke der Solidarität und der Reduzierung auf das Wichtigste einen Platz behält, zum Beispiel bei wichtigen politischen Fragen, wie der Flüchtlingskrise, der gerechten Bezahlung, dem Klimawandel und dem fairen internationalen Handel.

Der Ortsverband Altenberge möchte allen danken, die diese Solidarität in ihrer täglichen Arbeit leben und unterstützen: dem pflegerischen und ärztlichen Personal in den Kliniken und im ambulanten Bereich, in den Arztpraxen, in mobilen Pflegediensten, den stationären Pflegeeinrichtungen, dem Rettungsdienst, den Beschäftigten und Angestellten im Einzelhandel, besonders in den Supermärkten, den Polizisten und Polizistinnen, den Reinigungskräften, den Verwaltungsangestellten und den vielen, vielen Ehrenamtlichen!

Quasi über Nacht wurden sie als systemrelevant, unverzichtbar, für die Funktion unseres Gemeinwesens wahrgenommen. Die Kassiererin, von unserer Bundeskanzlerin als systemrelevant geadelt, ist zur Heldin aufgestiegen.

Wird die Arbeit dieser Menschen auch morgen, wenn der Alltag wieder gelebt wird, wertgeschätzt, von jedem einzelnen, von uns, von der Gesellschaft?