5. Oktober 2024

Uli Ahlke in der Kulturwerkstatt

„Denn wir tun nicht, was wir wissen“

Aufruf zur Beteiligung der Zivilgesellschaft, ein Vortrag vom 24.9.2024

Was macht der Reiter eines Elefanten, wenn dieser sich erschreckt ? – er kann sich nur noch festhalten…

Mit dem Bild eines Elefanten verglich Uli Ahlke den Teil unseres Gehirns, der für die Gefühle verantwortlich ist und der uns maßgeblich in unserem Handeln beeinflusst.

„Denn wir tun nicht, was wir wissen“, so lautete der Vortrag, der in der Kulturwerkstatt auf Einladung des GRÜNEN Ortsverbandes stattfand. Zahlreiche Zuhörer fanden sich ein und lauschten den Worten des ehemaligen Leiters im Amt für Klimaschutz beim Kreis Steinfurt. Eingangs warnte der Referent vor den Auswirkungen, die seine Ausführungen an dem Abend haben werden, „ein vergnüglicher Abend würde es sicher nicht werden“.

Dennoch hatten sich zahlreiche Gäste eingefunden, die die Frage, wie man hinkommt zum klimabewussten Handeln, gerne diskutieren wollten.

Das „Höher-Weiter-Schneller“ in der Gesellschaft bei Missachtung der planetaren Grenzen führe weiterhin zur schnelleren Erdüberlastung:

Zahlreiche Folien zu Themen wie CO2-Fußabdruck, Erderwärmung, globale Klimagerechtigkeit, planetare Grenzen, Artensterben und Ressourcenverbrauch wurden schonungslos aneinandergereiht präsentiert.

Auch die Zwangspause im Verbrauchen hat nicht zum Umdenken geführt: die Zahl europäischer Flüge liegt wieder auf vor-Corona-Niveau, und sie wächst weiter.

Uli Ahlke brachte ein Zitat von Prof. Hans-Joachim Schellnhuber: „Wir schieben unsere Kinder in einen globalen Schulbus, der mit 98-prozentiger Wahrscheinlichkeit tödlich verunglückt.“ Und fragte: was kann dem entgegen gesetzt werden, wie gelingt es, die Menschen zum Umdenken zu bewegen?

Da wir keinen zweiten und dritten Planeten haben, wie gelingt es, die Zukunft selbst zu gestalten, statt sie in einem Zusammenbruch zu erleben?

Für die Beschreibung einer verträglicheren Lebensweise zeichnete er ein Bild von Altenberge 2030: Die Gemeinde wird Luftkurort, ein optimal ausgebauter, mit grünem Wasserstoff betriebener ÖPNV bringt uns in die Umgebung und vernetzt unsere Bauerschaften mit dem Dorf. Photovoltaik und alternative Heizsysteme beschäftigen das örtliche Handwerk. Viele Dinge werden repariert, um Ressourcen zu schonen – das Repair-Café gibt es in Altenberge ja bereits…. In den Grünflächen in und um Altenberge summen und brummen allerlei Insekten, die Artenvielfalt ist auf Rekordkurs. Bürgerwindparks liefern Strom und im Dorf kommen regionale Produkte auf die Teller der Kantinen von Schule, Kitas und dem Zuhause. Alle profitieren vom, wie Uli Ahlke es nennt, „plünderungsfreien Wohlstand“.

Ansätze, wie die Gesellschaft zu diesem Idealbild gelangen kann, zeigte er in seiner Rede auf. Da wir bei Krisen ins Altbekannte flüchten, da es uns vermeintlich Sicherheit bietet, müsse die Zivilgesellschaft sich bewegen, und aktiv werden, um den Wandel zu bewirken. Eine Lust auf Veränderung hin zum Positiven solle entstehen und genutzt werden.

Beispiele dafür gäbe es bereits – sanfter Tourismus, Dorfläden im ländlichen Raum, gemeinschaftliche Wohnprojekte.

Zentraler Punkt scheint dabei der eigene Wohlstand zu sein- denn laut einer von Uli Ahlke zitierten Umfrage der Süddeutschen Zeitung im Juni 2024 sind immer weniger Deutsche bereit, zugunsten des Klimaschutzes zu verzichten.

Ob bei den Zuhörern eher ein Gefühl des Aufbruchs oder die Desillusionierung verblieb, ist sicherlich individuell – sicherlich galt es zunächst, das Vorgetragene zu verdauen. Ob der Elefant dann eingefangen werden kann, bleibt abzuwarten.